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Als Partnerin bei Leinemann Partner - Interview mit Julia Barnstedt

Welche Aufgaben sind mit der Partnerschaft in einer Kanzlei verbunden?

Als Juniorpartnerin habe ich Personalverantwortung und bin in alle wesentlichen Entscheidungen der Geschäftsführung eingebunden. Nachdem ein Juniorpartner im Wesentlichen selbst für die Auslastung seines Juniorpartnerdezernates verantwortlich ist, ist Akquise und Networking ein wichtiger Aufgabenbereich. Von einem Juniorpartner wird aber auch erwartet, dass er sich in internen Dingen engagiert, wie beispielsweise die Zuständigkeit für diverse Mitarbeitergruppen übernimmt bzw. organisatorische Themen bespielt wie beispielsweise die Organisation von Weihnachtsfeiern und sonstigen Mitarbeiterveranstaltungen.

Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, ein ausgeglichen(er)es Verhältnis von Partnerinnen und Partnern in Kanzleien zu haben?

Es ist meiner Meinung nach äußerst wichtig, ein ausgeglicheneres Verhältnis von PartnerInnen und Partnern in Kanzleien zu haben. Es gibt mehrere Gründe, warum dies von großer Bedeutung ist.

Erstens ermöglicht ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis in Kanzleien eine gerechtere und vielfältigere Arbeitsumgebung. Durch die Integration von Frauen in Führungspositionen wird eine breitere Palette von Perspektiven und Erfahrungen in die Entscheidungsfindung und die Kanzleikultur einbezogen. Dies führt zu einer besseren Problemlösung, innovativeren Ideen und einer effektiveren Arbeitsweise insgesamt.

Zweitens trägt ein ausgewogeneres Verhältnis von Partnerinnen und Partnern dazu bei, das Vertrauen der Mandanten zu stärken. Eine Kanzlei, die Geschlechtervielfalt und Gleichstellung fördert, zeigt, dass sie die unterschiedlichen Bedürfnisse und Perspektiven ihrer Mandanten wertschätzt. Dies kann dazu führen, dass Mandanten sich eher mit der Kanzlei identifizieren und eine langfristige Beziehung aufbauen.

Drittens ist die Förderung von Frauen zu Partnerinnen in Kanzleien ein wichtiger Schritt zur Überwindung von geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in der Rechtsbranche. Historisch gesehen wurden Frauen in vielen Bereichen des Rechts nicht angemessen vertreten. Indem Frauen gleiche Aufstiegschancen und Anerkennung erhalten, wird ein wichtiger Beitrag zur Gleichstellung und zum Abbau von geschlechtsspezifischen Barrieren geleistet.

Schließlich kann ein ausgeglicheneres Verhältnis von Partnerinnen und Partnern in Kanzleien auch dazu beitragen, die Attraktivität des Berufs für talentierte weibliche Juristinnen zu steigern. Wenn Frauen sehen, dass ihre Karriereaussichten in Kanzleien gleichberechtigt sind und dass sie die Möglichkeit haben, in Führungspositionen aufzusteigen, werden sie eher bereit sein, eine Karriere in der Rechtsbranche zu verfolgen.

Insgesamt führt ein ausgeglicheneres Verhältnis von Partnerinnen und Partnern in Kanzleien zu einer gerechteren, vielfältigeren und erfolgreichen Arbeitsumgebung. Es ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine kluge Geschäftsentscheidung, die langfristig positive Auswirkungen auf die Kanzlei, die Mandanten und die gesamte Rechtsbranche haben kann.

Sie gehören zu den Mitinitiatorinnen des LP Anwältinnen-Treffens im Rahmen der LP Academy. Was möchte die Initiative innerhalb der Kanzlei (und vielleicht auch darüber hinaus) bewirken?

Anwaltskanzleien können durch die Organisation von Veranstaltungen für Anwältinnen viele Vorteile erzielen, darunter Netzwerkaufbau, fachlicher Austausch, Karriereförderung, Schaffung eines inklusiven Arbeitsumfelds sowie Image- und Mandantenbindung. Durch die gezielte Unterstützung und Förderung ihrer weiblichen Anwälte können Kanzleien letztendlich zu einer effektiveren und vielfältigeren juristischen Gemeinschaft beitragen.

Über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird immer wieder gesprochen, nicht nur, wenn es um Führungspositionen geht. Welchen Rat können Sie jüngeren KollegInnen geben?

Ich muss sagen, dass ich seinerzeit schon großen Respekt vor dem Thema hatte. In der Rückschau, mein Sohn ist jetzt 14 Jahre alt, muss ich aber sagen, dass alles gut bewältigbar war. Ein generelles Konzept lässt sich nicht festlegen. Jede Familie tickt anders und Kinder haben auch unterschiedliche Bedürfnisse. Wichtig ist es meines Erachtens sich zunächst selbst ein Bild von der Situation zu machen und hierauf aufbauend einen Plan zu machen, der dann mit den KollegInnen bzw. dem zuständigen Partner besprochen wird.  In dem Zusammenhang sollte dann wohl aber offen und ehrlich gesagt werden was möglich ist und was nicht. Bei Leinemann Partner, hier kann ich unsere Hamburger Niederlassung wirklich loben, ist alles möglich.

Natürlich können in der Folge auch unvorhergesehene Situationen eintreten. Für diese Fälle beruhigt es, sich schon einmal nach einer back-up Lösung umzusehen. Neben der ordentlichen Kinderbetreuung in der KITA beispielsweise noch ein Familienmitglied oder eine andere Betreuung für solche Situationen parat zu haben. Sollte eine echte Krise auftauchen, wird gemeinsam eine Lösung gefunden. Als mein Sohn einmal ernsthaft krank war haben wir auch eine Lösung gefunden, die es mir seinerzeit erlaubt hat, ihm angemessen beizustehen.

Zur Person:

Julia Barnstedt ist seit 2011 bei Leinemann Partner in Hamburg tätig. 2019 wurde die Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht zur Partnerin ernannt. Wenn die gebürtige Österreicherin nicht im Büro ist, ist sie am liebsten bei ihrer Familie, am allerliebsten irgendwo in der Natur.