Schwebefähre Rendsburg

Die Fähre schwebt wieder

Die Rendsburger Hochbrücke ist eines der größten Stahlbauwerke Europas. Weltweit einzigartig ist ihre Kombination aus befahrbarer Brücke und Schwebefähre: An der Eisenbahnbrücke aufgehängt pendelt die Schwebefähre Rendsburg WSA Kiel-Holtenau über den Nord-Ostsee-Kanal. Die Schwebefähre ist seit der Erweiterung des Kanals 1913 in Betrieb und gilt als Rendsburger Wahrzeichen. Täglich befördert sie rund 350 Autos sowie 1.700 FußgängerInnen und RadfahrerInnen von Rendsburg nach Osterrönfeld. Inzwischen ist sie eine echte Rarität: Nur noch acht Bauwerke dieser Art sind weltweit erhalten.

2016 kam es zu einer schweren Kollision der Fähre mit einem Frachtschiff. Glücklicherweise wurden nur zwei Passagiere leicht verletzt. Die Schwebefähre wurde bei dem Zusammenstoß allerdings so schwer beschädigt, dass eine Reparatur nicht mehr infrage kam. Die bayerische Firma Hermann GmbH Maschinenbautechnologie, zu deren Spezialisierung unter anderem der Stahlwasserbau gehört, wurde mit dem Bau einer neuen Schwebefähre beauftragt. Aus dem Hamburger Büro von Leinemann Partner beriet Thomas Hildebrandt das Projekt baubegleitend. 

Die Anforderungen an den Neubau waren klar: Technisch sollte er auf dem neuesten Stand sein und höchste Sicherheitsstandards erfüllen sowie dabei optisch der alten Schwebefähre gleichen. Dies erforderte eine umfangreiche Planung  mit immer neuen Berechnungen, bis das Optimum aus der sinnvollen Nutzung des begrenzt vorhandenen Platzes und dem zulässigen Maximalgewicht der Schwebefähre herausgeholt werden konnte.

Für die Konzeption des neuen Fährführerhauses, des Herzstücks der Fähre, wurde eigens ein Holzmodell in Originalgröße mit allen vorgesehenen Einbauteilen hergestellt. Anhand des Modells konnten die Fährmaschinisten, die die Schwebefähre später bedienen sollten, die Konstruktion begutachten, testen und schließlich zur Fertigung freigeben. Nachunternehmer kümmerten sich in der Zwischenzeit um die Planung der Steuertechnik und Nautik. Nach einem Jahr Planung der Fahrbühne, also dem über dem Wasser »schwebenden« Bauteil, konnte schließlich mit der Stahlbaufertigung begonnen werden. Hierfür wurde extra eine Beschichtungshalle gebaut. Dort erfolgte dann der komplette Korrosionsschutz, der Zusammenschluss mit dem inzwischen aus Aluminium gefertigten Fährführerhaus, die vollständige Vorverkabelung  sowie die Vormontage aller Anbauteile und Markierungen.

Thomas Hildebrandt beriet vor allem bei der Bestimmung und Auslegung des vertraglich geschuldeten Leistungssolls, beim Erfassen geänderter und zusätzlicher Leistungen und unterstützte bei der Aufstellung der daraus folgenden Nachträge und der bauzeitlichen Ansprüche.

Nachdem alle rechtlichen Themen gelöst und der Fahrwagen in 60 Meter Höhe schließlich montiert war, wurde die Fahrbühne so unter dem Fahrwagen positioniert, dass die Seile als Verbindung zwischen dem Fahrwagen und der Fahrbühne angebracht werden konnten. Nach Abschluss des Innenausbaus wurde noch eine weitere Neuheit erprobt: Die neue Schwebefähre fährt nach dem manuellen Start durch den Fährführer automatisch vom einen zum anderen Anleger.

Seit der feierlichen Inbetriebnahme werden die Passagiere nun wieder von Rendsburg nach Osterrönfeld befördert. Eine rundum gelungene Sache.