Die Heidekrautbahn soll bald schon mit Wasserstoff fahren.

Wasserstoffzüge

Traditionsbahn entsteht neu

Die Heidekrautbahn war schon immer eine viel genutzte Bahnverbindung zwischen Berlin und dem nördlichen Umland. Doch bis heute, mehr als dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung, ist der ursprüngliche, durch Mauerbau und andere Ereignisse veränderte Streckenverlauf dieser Traditionsverbindung nur zu einem Teil als Regionalbahn (RB27) in Betrieb.

Die Strecke war 1901 von der Reinickendorf-Liebenwalde-Groß Schönebecker Eisenbahn-AG, aus der später die Niederbarnimer Eisenbahn-AG (NEB) wurde, eingerichtet und über die Jahre ausgebaut worden. Jahrzehntelang bewältigte sie einen wesentlichen Teil des rasch in die Millionen wachsenden Fahrgastaufkommens zwischen den Bahnhöfen Berlin-Wilhelmsruh und Groß Schönebeck in der Schorfheide. Bereits 1907 pendelten jährlich gut sieben Millionen Reisende zwischen Berlin und den Ortschaften im nördlichen Umland.

Durch den Mauerbau 1961 wurde die Strecke zwischen Wilhelmsruh und dem etwa 14 Kilometer nördlich gelegenen Basdorf unterbrochen. Die Strecke wurde teilweise stillgelegt, der Bahnhof Wilhelmsruh abgerissen, die Gleise demontiert. In den folgenden Jahrzehnten bediente man die Stammstrecke noch abschnittweise, bevor auch hier der Betrieb ein Ende fand wurde. Seit der Jahrtausendwende arbeitet die NEB daran, ihren ehemaligen Streckenkern zu reaktivieren: Der Bahnhof Wilhelmsruh soll an etwas anderer Stelle neu errichtet werden und ein neuer Oberbau einen Zugverkehr mit Tempo 80 ermöglichen.

Die Reaktivierung der Heidekrautbahn ist Teil des Infrastrukturprojekts i2030, bei dem sich die Länder Berlin und Brandenburg mit dem VBB und weiteren Projektpartnern neben der NEB zur Verbesserung der Schieneninfrastruktur in der Region Berlin zusammengetan haben, um dem wachsenden Bedarf zu entsprechen. Bei der NEB rechnet man mit täglich rund 2.500 zusätzlichen Fahrgästen auf der neu eingerichteten Strecke. Wenn alles nach Plan läuft, könnte es in gut drei Jahren so weit sein.

Schon das bestehende Netz der NEB wird gut angenommen. Was vor 120 Jahren als Personen- und Güterverkehr begann, wird inzwischen täglich von Tausenden Berufspendelnden und Ausflugsreisenden genutzt. Die Umlandgemeinden in Oberhavel und Barnim sowie im Berliner Norden haben sich nämlich nach der Wende zu attraktiven Wohngebieten entwickelt; die abwechslungsreiche Landschaft und touristische Ziele locken Erholungsuchende aus Berlin an. Derzeit fährt die Linie RB27 von Berlin-Karow über Basdorf nach Groß Schönebeck und Schmachtenhagen. Seit 2011 werden zusätzlich einige Verstärkerfahrten direkt nach Berlin-Gesundbrunnen angeboten.

Auf der neuen alten Stammstrecke von Berlin-Wilhelmsruh über Schildow bis zur Einbindung in die bestehende Strecke am Abzweig Schönwalde sollen acht neue Stationen entstehen. Die NEB plant zusammen mit den beiden Bundesländern und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, auf ihren Strecken künftig Wasserstoffzüge einzusetzen. Ein Vergabeverfahren zur Beschaffung solch umweltfreundlicher Triebwagen ist auf dem Weg. Wasserstoffzüge erzeugen ihren Fahrstrom mithilfe von Brennstoffzellen selbst. Dabei entsteht als Abgas lediglich Wasserdampf.

Leinemann Partner unterstützten die NEB bei allen vertrags- und vergaberechtlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Generalplanungsvertrag für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung.